Monir Qazi, Tochter von Qazi Mohammed
Monir Qazi, die Tochter des kurdischen Märtyrers Qazi Mohammed, erzählte, dass ihr Vater sich ergab, um ein Massaker an den Kurden zu verhindern. So habe die Mutter oft gefordert "...Gehe mit Barzani zu den Sowjets, rette Dich!"
"Mein Vater aber dreht sich zu meiner Mutter...
'Erinnerst Du dich, als ich am 22. Januar schwor mein Volk nie in Stich zu lassen? Ich bitte Dich: Die Geschichte soll mich nicht als verantwortungslosen Mensch zeichnen. Ich werde den Stolz der Kurden nicht dem Feind unterwerfen. Die Aufstände von Simko, Scheich Said, Seyid Riza und Scheich Barzinji wurden niedergeschlagen. Diese Führer sind als Märtyrer gestorben, aber ihr Widerstand(sgeist) lebt. Ich weiss, dass ich sterben werde, aber es ist kein Problem, so soll doch der iranische Staat seinen gesamten Hass gegenüber den Kurden an mir stillen. Doch ich will nicht, dass in Kurdistan auch nur ein Huhn bluten muss.'"
Interview mit Ali Qazi, Sohn von Peshewa Qazi Mohammed
Ali Qazi ist der Sohn von Mohammed Qazi, dem Regierungschef der Republik Kurdistan von 1946/1947. Als Jugendlicher erlebte er die ersten Monate kurdischer Unabhängigkeit und die Hinrichtung seines Vaters mit.
Warum wurde der Westen des Irans durch die Sowjetunion und Groß-Britannien besetzt? Welche Ziele verfolgten die Alliierten damit?
Damals, während des zweiten Weltkrieges, benötigte die Sowjetunion vernünftige, moderne Waffen, die sie selbst nicht hatte. Deswegen sollten diese modernen Waffen auf einem Weg in die Sowjetunion gebracht werden. Dafür war der Iran der günstigste Weg. Sie konnten über die Meere in den Persischen Golf kommen und von da aus über Landstraßen [die Waffen transportieren]. So war es am einfachsten, die Waffen an die Sowjetunion zu liefern. Deswegen haben im September 1941 die Alliierten den Iran besetzt. Die iranische Armee hat keinen Widerstand geleistet. Sie haben sofort die Waffen niedergestreckt und der alte Schah wurde ins Exil geschickt. Sein Sohn wurde als neuer König bestimmt. Als die Alliierten den Iran besetzt haben, haben die Engländer, Franzosen und die Sowjets vom Norden her den Iran besetzt. So wurden dann später Tag und Nacht Waffen durch den Iran in die Sowjetunion geliefert. Es waren vor allem amerikanische Waffen. Die Amerikaner hatten keine Armee in den Iran geschickt. Sie hatte nur ein kleines Kontingent von Militärs dort gehabt. Und deswegen, wie gesagt, wurde Iran von den Alliierten besetzt.
Nach der Besetzung suchten die Sowjets Unterstützer vor Ort, um neben einer aserbaidschanischen auch eine kurdische Republik zu gründen. Sie gründeten 1943 das Komitee zur Auferstehung Kurdistans aus dem dann die Demokratische Partei Kurdistan-Iran und letztlich die Republik entstanden. Wie kam es zustande, dass gerade Ihr Vater Vorsitzender der DPK-Iran wurde und die Republik auf dem Vier-Lampen-Platz ausrief?
Mein Vater, oder bzw. Meine Familie, hat immer eine führende Rolle in der Gegend von Mahabad gehabt. Mein Vater wurde damals der Gründer des Schulwesens in Mahabad. Später wurde er Chef von einer Organisation [die vergleichbar ist mit] dem Roten Kreuz. Nachdem die iranische Armee sich den Alliierten ergeben hatte, herrschte Anarchie. Mein Vater hat dann dort die führende Rolle übernommen und die Leute sind seinen Worten gefolgt. Er wurde als Person Nummer 1 in diesem Gebiet anerkannt. Um die Stadt Mahabad vor dem Zugriff der umliegenden Stämme zu beschützen, hat er eine Wächterarmee gegründet. Diese Wächterarmee hat dann die Sicherheit und den Schutz der Stadt übernommen. Als die Partei JEKAF gegründet wurde, war mein Vater nicht Mitglied dieser Partei. Aber er hat diese Partei unterstützt.
Irgendwann, ich glaube es war im Jahre 1944, ist die gesamte Führung der Partei zu meinem Vater gegangen und hat ihn gebeten, in die Partei einzutreten. Er hat dies akzeptiert und wurde zur gleichen Zeit zum Vorsitzenden dieser Partei gewählt. Wir waren praktisch viele Jahre vor der Gründung der Republik autonom. Die iranische Regierung hatte keine Macht mehr über diesen Teil Kurdistans. Sie haben versucht, Mahabad zu besetzen, aber sie konnten es nicht. Dann wurde im Jahre 1944, am 16. August, wurde der Name der Komala JEKAF verwandelt in die Demokratische Partei. Es gibt Leute, die behaupten, dass gewisse Leute nicht mit der Umbenennung der Partei einverstanden waren. Aber das ist nicht wahr, die gesamte Führung der Demokratischen Partei wurde von der Führung der Komala Jeka übernommen. Sie waren in der Führung der DKP.
Was können Sie mir über das politische System sagen? Wie war die Republik organisiert?
Der Staat war organisiert wie ein demokratischer, liberaler Staat. In der Republik Aserbaidschan hat man das sowjetische System eingeführt und sie haben die Regeln der SU übernommen. Sie haben [den Besitz] aller Fabrikanten, der Leute, die Vermögen hatten, beschlagnahmt, übernommen und verstaatlicht. Es kamen viele Leute ins Gefängnis. Zufällig hieß der Innenminister von Aserbaidschan Beria und der Chef des Innenministeriums in der Sowjetunion hieß auch Beria. Sie haben wirklich genau dasselbe gemacht.
Die kurdische Republik war eine demokratische Republik. Es wurden keine Leute wegen politischer Meinungsäußerung oder überhaupt Denunzianten ins Gefängnis gestellt. In der gesamten Periode, in der die kurdische Republik existiert hat, war ein einziger politischer Mord zu beklagen. Dieser Mann wurde erschossen von unbekannten Leuten. Bis jetzt hat man wirklich nicht herausfinden können, wer der Mörder dieses Mannes war.
Als Beispiel kann ich etwas anderes erzählen: Es gab in Mahabad einen sehr reichen Mann, der eindeutig zu den Gegnern meines Vater gehörte. Leute in der kurdischen Sicherheitsabteilung haben gedacht, wenn dieser Mann nicht mehr am Leben ist, würde mein Vater sich darüber freuen. Während mein Vater bei Mittagessen war, hat man ihm die Nachricht gebracht, dass man diesen reichen Mann ein Dorf gebracht hat, das ausschließlich von Armeniern besiedelt war. Man hat ihn dorthin gebracht und wollte ihn dort erschießen. Mein Vater hat nicht mal die Zeit gefunden um seine Schuhe anzuziehen, er ist barfuß gelaufen, hat sich sofort ins Auto gesetzt und ist in dieses Dorf gegangen und hat diesen Mann, der als sein Gegner betrachtet wurde, befreit und hat ihn danach drei Monate in seinem Haus behalten, damit ihm nichts mehr passiert.
Also der Unterschied zwischen der aserbaidschanischen Republik und der kurdischen Republik war der, dass die aserbaidschanische Republik eine kommunistische Republik war, aber die Republik Kurdistan war ein demokratisches System, ein demokratisches Land.
Was waren die wichtigsten politische Maßnahmen der kurzlebigen Republik? Worauf legte man besonders Wert?
Man hat erst mal die kurdische Sprache als offizielle Sprache anerkannt und in allen Schulen wurde Kurdisch unterrichtet. Es gab sogar Abendschulen für ältere Menschen. Diese älteren Menschen sollten auch Schreiben und Lesen lernen. Die Minderheiten, die in Kurdistan lebten, es waren hauptsächlich Juden, haben volle Autonomie bekommen. Sie haben eigene Schulen gehabt, sie durften ihre eigene Sprache lernen, sie haben bei der Regierung Vertreter gehabt und sie waren überall anwesend. Sie wurden als eine Volksminderheit bzw. eine Religionsminderheit anerkannt. Damals hat man das erste Mal in der kurdischen Geschichte die kurdische Fahne gehisst. Das war am 17.12.1945. Die kurdische Fahne wurde unter der Anteilnahme von tausenden von Menschen zum ersten Mal gehisst. Die Nationalhymne, die heute von allen vier Teilen Kurdistans akzeptiert wird, wurde auch in der Zeit der Republik gesungen. Man hatte Beziehungen zu ausländischen Menschen. Das wurde auch von allen anerkannt, dass Kurdistan ein demokratisches Land war.
Und ich habe gelesen, dass ein Radiosender gegründet wurde?
Wir hatten ein Radio, das ist richtig. Wir haben eine eigene Druckerei gehabt. In dieser Druckerei wurden Bücher und Zeitungen gedruckt. Das war natürlich ein großer Schritt. Man hat auch angefangen mit dem Ausland Handelsbeziehungen zu gründen und aufrecht zu halten. Das war speziell mit der Sowjetunion. Wir haben unsere landwirtschaftlichen Produkte an die Sowjetunion verkauft und dafür haben wir Waren aus der Sowjetunion bekommen.
Ich habe gelesen, dass es nur fünf Festnahmen gab. Eine geringe Kriminalität also. Wodurch kam das?
Das waren mehr private Fehden. Es gab in der kurdischen Republik nicht einen einzigen politischen Gefangenen. Das
waren normale Streitereien, deswegen wurden die Leute eingesperrt
Der Grund ist, dass die kurdische Bevölkerung sich zum ersten Mal in ihrer Geschichte frei fühlte und sie haben ihren Staat unterstützt. Dieser Staat war gerecht und deswegen haben die Leute den Staat geliebt und unterstützt und wollten keine Probleme in Kurdistan machen.
Wie sah es mit den Frauenrechten aus?
Es wurde eine demokratische Union von Frauen gegründet. Meine Mutter wurde Vorsitzende dieser Organisation. Es gab Mädchenschulen. Mein Vater hat gesagt, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Das hat bei den fundamentalistischen Geistlichen einen Widerhall gefunden. Die haben dagegen protestiert und gesagt, dass Qazi Mohammed ungläubig geworden ist, da im Koran Frauen und Männer nicht gleichberechtigt sind. Mein Vater hat, anstatt die Leute, die ihn so verleumdet haben, einzusperren, sie in Mahabad zu einem Seminar gerufen. Drei Tage wurden dort Seminare gehalten und man hat gesagt, dass es richtig ist, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Es gab im öffentlichen Leben, besonders in den Schulen, Lehrerinnen. Das interessanteste war- wir haben in Mahabad auch Christen gehabt- diese Christen waren auch im Kultusministerium tätig und haben auch als Lehrerinnen gearbeitet.
Ihr Vater wurde durch ca. 3000 Stammeskrieger der Barzanis, die nach einem niedergeschlagenen Aufstand im Irak vor der irakischen Armee flüchteten, unterstützt. Molla Mustafa Barzani ist der Vater des heutigen Präsidenten der Autonomen Region Kurdistan Masoud Barzani. Wie war das Verhältnis zwischen Ihrem Vater und Barzani, der unter Ihrem Vater zum General wurde?
Molla Mustafa Barzani ist 1945 nach einem Krieg mit Engländern und der irakischen Armee ins iranische Kurdistan gekommen. Dort gab es schon den Gedanken der Gründung der kurdischen Republik. Mein Vater hat dann nach Barzani geschickt und ihn gebeten nach Mahabad zu kommen. Barzani hat die Einladung akzeptiert. Mein Vater hat ihm die Idee der Gründung der kurdischen Republik erörtert und Barzani hat das unterstützt und gesagt, er würde diesem Staat dienen.
Etwas muss ich hier einführen: Damals gab es eine Krankheit unter den Barzanis. Da wurden jeden Tag 10-15 Leute zu Grabe getragen, weil sie krank waren. Mein Vater hat dann diese Barzanis in den Dörfern verteilt und hat die Bevölkerung in den Dörfern gebeten, die Barzanis zu pflegen und zu unterstützen. Und das wurde tatsächlich so gemacht. Da hat man auch die kranken Menschen verarztet. Dadurch wurde die Krankheit praktisch aus dem Wege geräumt.
Bei der Gründung der kurdischen Republik hat Molla Mustafa Barzani meinem Vater sehr nahe gestanden. Das bedeutet, damals war es nicht so wie heute, dass man diese Infrastruktur in der Welt bzw. in Kurdistan hatte. Man wusste nicht, wer Barzani ist. Trotzdem, mein Vater wusste das und hat Vertrauen in Barzani gehabt. Deswegen hat sollte er am nächsten zu meinem Vater stehen und Barzani wurde zum General ernannt. Barzanis Leute wurden alle Peschmerga der kurdischen Republik und haben sehr tapfer die Republik geschützt. Sie haben die Grenzen von der kurdischen Republik verteidigt.
Im März 1946 kam Barzani offiziell nach Mahabad. Er wurde außerhalb der Stadt vom Zentralkomitee der Kurdischen Demokratischen Partei mit allen Ehren empfangen. Die Straße, die zur Stadt führte, war voller Menschen, die die Ankunft von Barzani nach Mahabad begleitet haben. Er kam zum Sitz meines Vaters, wo einer seiner Begleiter eine Rede gehalten hat. Nach dieser Zeremonie haben mein Vater und Barzani zwei Stunden unter vier Augen gesprochen. Am nächsten Tag haben mein Vater und Barzani ein Schreiben unterschrieben, in dem sie eine Strategie vereinbart haben für die Befreiung Kurdistans. Diese Vereinbarung wurde in der Zeitung Kurdistans proklamiert.
Was die persönliche Beziehung zwischen Qazi Mohammed Molla Mustafa Barzani angeht: Es war eine sehr enge Männerfreundschaft, sozusagen. Barzani war bis zur letzten Minute Qazi Mohammed treu. Als die Republik aufgelöst werden sollte, ist Barzani zu meinem Vater gekommen und hat zu meinem Vater gesagt, dass er mit ihm in die Berge gehen solle. Er werde ihn bis zu seinem letzten Blut unterstützen und sein Soldat bleiben. Aber Qazi Mohammed hat General Barzani gesagt: „In der guten Zeit war ich mit meinem Volk zusammen, in der schlechten Zeit will ich das Volk nicht alleine lassen. Ich weiß, dass man mich aufhängen wird, aber ich gebe lieber mein Leben her, als das viele tausende von Menschen umgebracht werden“. Auf seinem Schreibtisch stand die kurdische Fahne. Er hat die kurdische Fahne genommen und Barzani gegeben. Er hat gesagt: „Ich übergebe dir diese Fahne und ich möchte dich bitten, dass du diese Fahne aufrecht erhältst. Und dass diese Fahne eines Tages in allen Teilen Kurdistans gehisst wird“. Und das ist auch tatsächlich so, dass alle Kurden, in allen vier Teilen Kurdistans, diese Fahne als kurdische Fahne akzeptieren. Dieser Schritt, dass mein Vater nicht weggelaufen ist, hat sich als richtig erwiesen. Die Russen haben Lastwagen vor unser Haus geschickt haben und haben gesagt, dass sie bereit sind uns in die Sowjetunion zu retten. Aber mein Vater hat das nicht akzeptiert. Der König vom Irak hat drei Mal nach meinem Vater geschickt und hat gesagt, dass wir in den Irak kommen könnten und dort politisches Asyl bekommen. Aber mein Vater hat das nicht akzeptiert. Dass er nicht geflüchtet ist... es hat sich später gezeigt, dass es ein richtiger Entschluss war. In der Republik Aserbaidschans wurden mehr als 20.000 Leute von den Gegnern der aserbaidschanischen Republik getötet, weil deren Führer in die Sowjetunion abgehauen waren. Deswegen betrachten heute alle Kurden meinen Vater als Helden, Märtyrer.
Sie auch?
Ich bin natürlich stolz auf meinen Vater.
Und wie haben sie die Zeit zwischen Rückeroberung und Exekution ihres Vaters empfunden?
Ich war damals 13 Jahre alt. Es war für mich natürlich ein großer Schmerz, dass ich meinen Vater verloren habe. Ich habe darunter sehr gelitten. Natürlich persönlich, weil ich von der iranischen Regierung sehr unter Druck gestellt wurde.
Inwiefern unter Druck gestellt?
Ich durfte keine Spielkameraden haben. Wenn ich Spielkameraden hatte, wurden die Eltern zum Geheimdienst geholt und haben die Eltern befragt. Sie haben unser Haus untersucht. Wir haben einmal mit meinen Freunden das Grabmal von meinem Vater besucht. Sie haben uns dann alle, obwohl wir Kinder waren, verhaftet und geschlagen. Sie haben unser Hab und Gut beschlagnahmt.
Im April kam es dann zu ersten Konflikten mit dem Iran, weil der Iran das Gebiet zurückerobern wollte. Schließlich trat die Volksrepublik Kurdistan mit Groß-Britannien in Verhandlungen mit dem Iran. Warum blieben die Verhandlungen mit dem Iran ergebnislos?
Weil die iranische Regierung... Mein Vater hat schon vor der Gründung der kurdischen Republik versucht, Unterstützung des Westens zu erhalten. Soweit ich informiert bin, hat er sich mit amerikanischen und britischen Offiziellen getroffen. Aber sie wollten damals nicht die kurdische Sache unterstützen. Obwohl, wenn man das Buch von Archibald Roosevelt liest, die Amerikaner meinen Vater sehr bewundert haben. Sie haben ihn wegen seiner Persönlichkeit, er war ein Demokrat, sehr akzeptiert. Aber sie wollten damals nicht den Kurden helfen, damit sie ihren eigenen Staat gründen. Die Iraner waren nicht bereit die kurdischen Forderungen zu akzeptieren, deswegen kam es nicht zu einem Ergebnis.
Warum kam keine Unterstützung mehr durch die Sowjetunion?
Die Zwillingsschwester vom Schah ist nach Moskau gefahren und hat sich dort mit Stalin getroffen. Sie hat zu Stalin gesagt, dass wenn die Sowjetunion die aserbaidschanische Republik und die kurdische Republik nicht mehr unterstützt, werden die Schürfrechte vom Erdöl im kaspischen Meer an die Sowjetunion gegeben. Stalin hat das akzeptiert. Darauf ist der Ministerpräsident vom Iran in die Sowjetunion gefahren und hat dort einen Vertrag unterschrieben. Nachdem dieser Vertrag unterschrieben worden war, haben die Sowjets zu uns gesagt, ihr müsst selbst eure Probleme mit der Zentralregierung lösen. Wir unterstützen euch nicht mehr. Sie haben dann ihre Armee aus dem Iran zurückgezogen. Die Sowjetunion hat uns praktisch für Öl verkauft.
Was das Fehlen der Unterstützung der einzige Grund, warum die Republik gescheitert ist?
Nein, das war nicht der einzige Grund. Die Aserbaidschaner... es gab im iranischen Grundgesetz einen Artikel. Dieser Artikel sollte den iranischen Provinzen eine Art von Föderalstaat bieten. Selbst der Name des Schahs bedeutet „König der Könige“. Der Iran sollte also in verschiedene Provinzen geteilt werden. Und nachdem die Sowjets den Iran verlasen hatten, hat es Verhandlungen zwischen dem Iran und der aserbaidschanischen Republik gegeben. Bei diesen Verhandlungen hat die aserbaidschanische Republik gesagt, dass die Kurden eine Minderheit in Aserbaidschan sind und Minderheitenrechte bekommen sollen.
Mein Vater war dagegen und hat gesagt, dass alle Rechte, die die Aserbaidschaner bekommen, auch wir Kurden bekommen sollen. Mein Vater ist dann nach Teheran gegangen und hat mit der iranischen Regierung diese Vereinbarung getroffen. Als er zurückkam... auf keinen Fall war es die Absicht, dass man keinen Widerstand leistet. Sondern man hat versucht Widerstand zu leisten und deswegen wurde ein Komitee gegründet. Am nächsten Tag hat mein Vater eine Versammlung gehalten und hat gesagt, dass wir zwei Wege vor uns haben: Entweder akzeptieren wir diesen Vertrag, den er mit der iranischen Regierung vereinbart hat. Oder die Kurden kämpfen gegen die iranische Armee. Aber sie müssen in Betracht ziehen, dass sie in diesem Falle keine Unterstützung haben. Sie müssen der Kälte, Schnee und Hunger auf sich nehmen.
Die Bevölkerung hat insgesamt gesagt, dass sie keinen Krieg will. Sie will nur, dass diese Vereinbarung, die Qazi Mohammed mit der iranischen Regierung vereinbart hat, deswegen hat... es war eine Vereinbarung zwischen dem Iran und uns, dass man freie Wahlen veranstaltet um die Regionalregierung zu bilden. Es sollte die Armee kommen, damit Ruhe herrscht und diese Wahlen stattfinden. So hat man erlaubt, dass die persische Armee nach Mahabad einmarschiert. Die Vereinbarung hat die iranische Regierung nicht eingehalten und hat meinen Vater am 31. März 1947 erhängt.
Welchen Einfluss hatte die kurzlebige Republik auf den Verlauf der Geschichte im Mittleren Osten? Inwiefern beeinflusste die kurzzeitige Existenz der Republik und das Erleben der Unabhängigkeit die Geschichte der Kurden in ihrem weiteren Verlauf?
International war die Entstehung des kurdischen Staates und aserbaidschanischen Staates der Beginn des Kalten Krieges. Es war wirklich der Beginn des Kalten Krieges.
In Bezug auf Kurdistan hat es für die Kurden eine große Erbschaft hinterlassen. Damals hat die Republik die Kurden zusammengebracht und alle Teile von Kurdistan haben sich an der Gründung der Republik beteiligt. Natürlich hat es dem kurdischen Volk Hoffnung gegeben. Und es hat der Welt gezeigt, dass die Kurden in der Lage sind, sich selbst zu verwalten.
Viele Dank für das Interview
Originalartikel: Deutsches Kulturzentrum Kurdistan Irak (22.03.2012)