Seyfi Qazi (l.), Peshewa Qazi Mohammed (m.), Sadri Qazi (l.)

Das Gericht

Mit dem Ende der kurdischen Republik wurden der Präsident Peshewa Qazi Mohammed, der Kriegs- und Verteidigungsminister Seyfi Qazi und der Bruder Qazi Mohammeds, Sadri Qazi, von der iranischen Regierung zum Tode verurteilt. 


Qazi Mohammed wurde unter anderem auch für Taten angeklagt, welche er nicht begangen hatte, oder wo seine Täterschaft nicht nachweisbar war. Nur für folgende drei Beschuldigungen bekannte sich der große Führer Qazi Mohammed schuldig: 


1. Der Besuch in Baku (Hauptstadt Aserbaidschans).
2. Die Zustimmung zur Einwanderung Mullah Mustafa Barzanis in Mahabad. 

Dazu sagte Qazi Mohammed: 

„Mullah Mustafa Barzani war und ist kein Fremder, der Zugang nach Kurdistan hatte. Niemand musste ihn rufen, da Kurdistan das Haus aller Kurden ist, denn besondere Vorfälle hatten dazu geführt, dass er lediglich von einem Teil seines Hauses in einen anderen Teil wechselte.” 

3. Die Wertschätzung der kurdischen Flagge, aber nicht der (iranischen) Flagge des Richters. Qazi Mohammed sprach: 

”Zuerst einmal befinden sich auf unserer Flagge weder Sichel noch Hammer. Daher demonstriert deine Anschuldigung deine Dummheit und Verantwortungslosigkeit. Wisst, dass weder eure Hände noch eure Beschimpfungen jemals die Flagge Kurdistans erreichen werden können. Der Tag wird kommen, an dem die Flagge über diesem Gericht hängen und wehen wird, das mich gegenwärtig verurteilt.” 

Der Richter im verurteilenden Gericht entgegnete daraufhin Qazi Mohammed mit Beschimpfungen und ließ dabei auch heraus, dass die “Kurden Abkömmlinge der Hunde seien“. Sodann erhob sich Qazi Mohammed und antwortete dem Richter: 

„Ihr seid Hunde, würdelos, schamlos und ehrlos, da ihr gegenüber Völkern und Gesetzen keine Grenzen kennt. Ehrlose! Letztendlich kannst du die Entscheidungen des Ehrlosen vor dir vollstrecken, denn zu mehr wirst du nicht imstande sein. Ich weiss um meine Unschuld und bin seit Langem bereit auf diesem Wege zu sterben. Ich sterbe für die Freiheit meine Volkes und bin stolz auf diesen ehrenhaften Tod. Ich betrachte diesen Tod meinerseits als Segen Gottes.“ 

Als der Richter sich nun mit Drohungen auch an Seyfi Qazi wandte, den Kriegsminister der kurdischen Republik und Bruder Qazi Mohammeds, setzte der sich mit diesen Worten zur Wehr: 

„Wir haben uns bereits von unserem Leben als auch von Hab und Gut verabschiedet. Wenn du mich aber nun mit dem Mut einer Nadelspitze kränken möchtest (dabei zeigt er dem als Richter fungierenden Offizier die Faust), werde ich mit dieser Faust deine Zähne und deinen Kopf zerschlagen, denn als Folge wird uns nicht mehr widerfahren als der bereits von uns erwartete Tod.“ 

Am 31. März 1947 werden die Verurteilten in einem mit Soldaten vollgeladenen Lastwagen auf den Vierlampenplatz [Çiwarçira] gefahren. Qazi Mohammed wandte sich an den für sein Vermächtnis beauftragten Mullah Siddik: 

„Schreib! Das kurdische Volk soll wissen, dass ich bis zum letzten Atemzug sein anhängliches Kind bin!“ 

Ein Offizier unterbrach unverschämt: “Lass ab von diesen leeren Worten und lass den Mullah das Vermächtnis für dein Kind oder deine Kinder, wenn du welche hast, schreiben.“ 

“Mein Kind ist das kurdische Volk! Deinesgleichen als Diener und Werkzeuge von Fremden werden solcherlei Dinge nicht verstehen. Wie lange bleibt mir noch? Es muss geschrieben werden, was ich auftrage. Derart fordert die islamische Scharia, denn warum sonst habt ihr diesen Rafizi (einst jene Muslime, welche die Kalifen Abu Bakr und Omar – Gott segne sie – nicht anerkannten) Mullah Siddik her gebracht!?“, ergriff Qazi Mohammed das Wort und antwortete dermaßen dem unverschämten Offizier wie es sich eines kurdischen Führers ziemte. 

Nach diesen Worten nimmt Qazi Mohammed den Stift zur Hand und schreibt selbst zwei Vermächtnisse, wobei ein Vermächtnis seinem Volk und ein weiteres seiner Familie gewidmet wird. Sogar in jenem Vermächtnis an seine Familie spricht er sein Volk an: 

„Wir hätten eventuell gar nicht besiegt werden können, wenn wir mit allen uns zur Vefügung stehenden Mitteln gekämpft hätten, aber wir wollten eine Zerstörung Mahabads und ein Gemetzel am Volk verhindern, daher kämpften wir nicht. Mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln hätte ich aus Mahabad fliehen können; aber bereits in meinen Reden an das Volk von Mahabad sagte ich, dass meine Flucht wie bereits in Tabriz [Hauptstadt der Provinz Ost-Aserbaidschans in Iran] Verbrechen und Gemetzel herbeigeführt hätte. Ich tat dem Volk kund, dass ich gefangen genommen und getötet werden würde, aber ich bin zum Opfer bereit, um die Ehre des Volkes nicht zu beschmutzen und ein Verbrechen zu verhindern. Hier stehe ich (nun) zu meinem Wort. Opfer dieser Art gibt es in der Geschichte wenig; auch vor euch stehen verbindliche Dinge: Ihr habt Verantwortung vor meiner Familie und meinem gewählten Weg zu tragen. Ihr habt Rache für mich zu nehmen. Mein Haupt steht standhaft und zufrieden hinsichtlich dieser Hingabe für mein Volk.“ 


Vor der Hinrichtung wurde Qazi Mohammeds Forderung nach einem Gebet und weiteren Gottesdiensten statt gegeben. Nachdem er zwei Rakat [Verbeugung im islamischen Gebet] gebetet hatte, schaute er gen Kaaba, hob seine zwei Hände und betete: 

“Gott! Sei mein Zeuge, dass ich soweit mir möglich, Deinem Weg folgte. Allah! Du bist mein Zeuge, dass ich für den Dienst am Volke nichts vernachlässigte und nicht um mich besorgt war. Nimm die Rache für die Unterdrückten in Deine Hand, wie es meines Erachtens stets Dir gebührte. Allah, der über alles weiss! Rette alle Unterdrückten und das kurdische Volk vor dem Joch der Unterdrücker.“ (Amin) 

Qazi Mohammed, Seyfi Qazi und Sadri Qazi [Bruder Qazi Mohammes, Mitglied des iranischen Parlaments] wurden nach dem Urteil des Gerichts am 31. März 1947 auf dem Vierlampenplatz, der einst Schauplatz der Unabhängigkeitserklärung der kurdischen Republik war, am Galgen hingerichtet und gehören damit zu der Familie der Märtyrer, die in ihrem Kampf für Freiheit den Unterdrückern zum Opfer fielen! 

Der ehrenwerte Qazi Mohammed warnte sein Volk:

“Vertraut nicht dem käuflichen iranischen Staat. Alle ihre Versprechen sind Lügen. Sie betrogen uns. Lasst nicht ab von unserem Widerstand. Hoch lebe das freie Kurdistan!“ 


Vor seiner Hinrichtung lehnte Qazi Mohammed standhaft und hart die Binde ab, die seine Augen bedecken sollten und sprach: 

“Verräter! Welche Schande soll ich meinem Volk bereitet haben, dass ich die Augen zudecken müsste?! Ich will dem Horizont meines geliebten Volkes standhaft die letzte Zeit meines Lebens entgegen blicken. Ich will zufrieden und mit Herz dem Bruch der Dunkelheit begegnen. Ich bin ein anhängliches Kind meiner Nation und verbleibe dabei. Hoch lebe das kurdische Volk! Hoch lebe die Befreiung Kurdistans! Niemals wird die Freiheit entfernt werden können. Ihr nehmt einem Mohammed das Leben, doch zahlreich sind die Mohammeds unter den Kurden!“

Wir gedenken der ehrenvollen Märtyrer Kurdistans.