Qazi Mohammed

Biographie 

Peshewa Qazi Mohammed

Peshewa Qazi Mohammed war der Präsident der kurzlebigen Republik Kurdistan. Er zeichnete sich durch sein Charisma, seine umfassende Bildung und seinen Sinn für Gerechtigkeit aus. Er bestand auf das Recht des kurdischen Volkes auf Souveränität und verteidigte dieses Recht bis zu seinem letzten Atemzug. Bis heute zählt er zu den wichtigsten Symbolfiguren der kurdischen Nationalbewegung und wird mit dem Titel "Peshawa" (auf Deutsch: Der Vorderste) benannt.

Qazi Mohammed (Mohammed Qazi) kam am 1. Mai 1900 in der kurdischen Stadt Mahabad (Kurdistan-Iran) auf die Welt. Er entstammte einer aristokratischen kurdischen Familie von angesehenen Geistlichen, die traditionell das Amt des religiösen Richters ausübten. Die Qazis waren nicht nur die obersten religiösen Würdenträger, sondern sprachen auch nach den Gesetzen der Religion Recht aus und kümmerten sich um alle zivilrechtlichen und strafrechtlichen Belange. Sie hatten einen großen religiösen und politischen Einfluss und wurden auch von den Stammesfürsten als oberste Instanz anerkannt. 

Qazi Mohammed ging aus der Heirat zwischen Ali Qazi, Sohn von Qazi Qasim und Gawher Tadjh, die dem Stamm der Feyzullah Begi angehörte, hervor. Er hatte einen Bruder namens Abdulqasim Sedri Qazi und drei Schwestern namens Khadjidja, Amina und Fatma Qazi. Da er der älteste Sohn war, wurde er wie seine Vorfahren zum religiösen Richter ausgebildet. Qazi Mohammed befasste sich sehr intensiv mit Literatur und besaß eine umfangreiche Bibliothek mit alten Büchern und jahrhundertealten Inkunabeln. Er zeigte ein großes Interesse für Sprachen und beherrschte neben Kurdisch und Persisch auch Arabisch, Türkisch, Englisch, Französisch und Russisch. Außerdem eignete er sich die Kunstsprache Esperanto an. 

Sein starkes Interesse am kulturellen Leben kam in Aufgaben und Ämtern zum Ausdruck, die Qazi Mohammed übernahm: Als junger Mann begründete er in Mahabad das moderne Schulwesen und übernahm ehrenamtlich die Leitung des Kulturamtes. Zudem wurde mit Verweis Qazi Mohammeds auf Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau die erste Mädchenschule gegründet. Sein besonderer Platz unter den Menschen war nicht zuletzt auf sein soziales und kulturelles Engagement zurückzuführen. Nachdem Qazi Mohammed seine Ausbildung zum religiösen Richter beendete, erhielt er den Titel „Qazi“.

Im Jahre 1930 heiratete er Mina Kakagha, die Tochter einer angesehenen Gründerfamilie Mahabads. Aus ihrer Bindung gingen sieben Töchter namens Ismet, Ifet, Munir, Fauziya, Gelawesch, Ko und Meryem sowie ein Sohn namens Ali hervor.

Als sich im Jahre 1942 während der Besatzung des Irans durch die Sowjets in Mahabad die Organisation „Komeley Jianewey Kurd“ (JE-KAF) etablierte, die die Souveränität des kurdischen Volkes anstrebte, wurde Qazi Mohammed zu einem bedeutenden Mitglied. Da die Bewegung konspirativ organisiert war, bekam er den Decknamen „Binayi“ (auf Deutsch: Augenlicht). Später wurde die Bewegung auf sein Betreiben hin in Demokratische Partei Kurdistan umbenannt, die die Regierungspartei der am 22. Januar 1946 ausgerufenen Republik Kurdistan stellte. Qazi Mohammed, der einen großen Einfluss hatte und sich durch seine umfassende Bildung und Vertrauenswürdigkeit hervorhob, wurde zum Regierungschef der Republik gewählt. 

Während der Regierungszeit Qazi Mohammeds wurde die junge Republik zu einer Wiege der Demokratie und des Friedens für Kurden und ethnische sowie religiöse Minderheiten. Nach dem Rückzug der Sowjets als Schutzmacht besetzte die iranische Armee am 17. Dezember 1946 die junge Republik und löste die kurdische Unabhängigkeit auf. Peshawa Qazi Mohammed, sein Bruder Sedri Qazi und der Verteidigungsminister der Republik Seyfi Qazi wurden festgenommen, von einem iranischen Gericht zum Tode verurteilt und am 30. März 1947 in Mahabad hingerichtet.